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17. Jahrhundert

1606 In der Unterlauengasse wird das „Platanenhaus“ das Wohn- und Handwerkerhaus eines Gerbers erbaut.
1610 23. Dezember: Erstmals ergeht an der Universität ein Mandat gegen den so genannten Pennalismus. Die mit demütigenden Prozeduren durchgesetzte Unterordnung der Studienanfänger gegenüber den älteren Studentenjahrgängen bzw. der Kampf der universitären und staatlichen Obrigkeiten dagegen stellt ein prägendes Merkmal der Universitätsgeschichte im 17. Jahrhundert dar.
1613 29./30. Mai: Die „Thüringer Sintflut“, ein überaus ortsfestes, von Starkregen begleitetes Gewitter, richtet in Jena und Umgebung schwere Schäden an.
1616  Johann Gerhard, einer der bedeutendsten Vertreter der lutherischen Orthodoxie, wird Professor an der Theologischen Fakultät der Universität Jena und bestimmt deren Entwicklung bis zu seinem Tod 1637.
1619 Wilhelm Kreußler, Begründer einer weitverzweigten Fechtmeister-Dynastie, die das studentische Fechten in Deutschland bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts prägt, kommt als Fechtmeister nach Jena.
1620 2. März: Der Weimarer Herzog stellt sich offen an die Seite des zum böhmischen König gewählten pfälzischen Kurfürsten und stürzt damit sein Land in den beginnenden Dreißigjährigen Krieg.
1621 Kreuzerstücke aus einer in Burgau betriebenen Kippermünze der Weimarer Herzöge sind überliefert. 1623 werden die minderwertigen kupferhaltigen Münzen landesweit verrufen.
1623 Die "Großmannsche Sammlung", eine durch den Jenaer Amtsschösser Burckhard Großmann angeregte und finanziell geförderte Vertonung des 116. Bibel-Psalms durch 16 namhafte mitteldeutsche Komponisten, erscheint im Druck.
1625 Die Weimarer Herzöge verfügen die Ausbesserung der Stadtmauern und verlegen Soldaten nach Jena.
1626 Herbst: In Jena wütet die Pest.
1628

Der Reformpädagoge Wolfgang Ratke (Ratichius), der sich unter anderem für die Verwendung der deutschen Sprache im schulischen und universitären Unterricht einsetzt, hält sich bis 1631 mehrmals in Jena auf und wirbt für seine Reformvorschläge ohne größeren Anklang zu finden.

3. September: Der Jenaer Stadtrat beklagt sich bei der Landesregierung wegen der aufgrund der Kriegsereignisse extrem hohen Steuerlast sowie über die finanziellen Belastungen durch ständige Einquartierungen.

1629 Februar: Werner Rolfinck folgt einem Ruf an die Medizinische Fakultät der Jenaer Universität, wo er die Fächer Chirurgie, Anatomie, Botanik und (später) Iatrochemie vertritt. Bekannt wird er durch öffentliche Sektionen von Leichen Hingerichteter in dem von ihm eingerichteten Theatrum anatomicum (Anatomieturm). Unter seiner Leitung wird der Botanische Garten beim Anatomieturm wesentlich vergrößert.
1632 Oktober: Erstmals kommt es während des 30jährigen Krieges in Jena zu Einquartierungen einer größeren Anzahl von Soldaten.
1633 März: Die Übertragung von zwei weltlichen Lehngütern, der Gutsherrschaft Remda und des Rittergutes Apolda, an die Universität verbessert deren finanzielle Ausstattung wesentlich.
1636 ab August: Etwa 500 Pestopfer sind in Jena zu beklagen.
1637

3. Februar: Schwedische Einheiten fliehen vor kaiserlichen Truppen durch Jena. Zur Sicherung des Rückzuges brechen sie den letzten Bogen der Saale-Brücke nach Camsdorf ab, dabei finden 36 Menschen – vor allem für die Abbrucharbeiten herangezogene Zivilisten – den Tod.

5./6. Februar: Es kommt zur Generalplünderung durch kaiserliche Truppen. Die meisten städtischen und Privatgebäude werden beschädigt, die Ratsakten fast vollständig vernichtet.

24. Februar: Der bekannte Rechtsgelehrte und Reichspublizist Dominicus Arumaeus verstirbt an den ihm durch Soldaten zugefügten Misshandlungen.

1639

Die Chroniken berichten von schwerer Hungersnot („Viele sind auf denen Straßen und in Häusern vor Hunger gestorben.“)

März: Schwedische Truppen brandschatzen die Stadt.

1640 März/Dezember: Erneut kommt es zu Einquartierungen schwedischer und französischer Truppen, verbunden mit schweren Verwüstungen und Plünderungen in der Stadt und ihrer Umgebung.
1641 Die Zahl der Studenten hat mit etwa 250 einen Tiefststand erreicht.
1643

Januar: Johannes Musäus wird zum Professor für Geschichte und Poesie an der Universität berufen. Als Professor der Theologie (ab 1646) gehört er zu den Wegbereitern der Frühaufklärung in Jena.

17. September: Durch die Einführung einer Akzise steigen die Verbrauchssteuern auf Getränke und Getreide rapide an.

ab 1644 Die Belastungen durch Einquartierungen und Truppendurchzüge lassen nach, die Stadt beginnt sich langsam zu erholen.
1646 Dezember: Adam Struve wird zum Professor der Rechtswissenschaft in Jena berufen. Seine bis zu seinem Tode 1692 andauernde Lehr- und Forschungstätigkeit, die durch Tätigkeiten für die ernestinischen Höfe – so leitet er von 1680 bis 1690 die Vormundschaftsgeschäfte in Sachsen-Jena – unterbrochen wird, führt zum Anschluss der Jenaer Juristischen Fakultät an die moderne Rechtsentwicklung in Deutschland.
1650

Ein „Teutscher Schreib- und Rechenmeister“, der in einer der Ratsschule vorgeschalteten Klasse Schülern Elementarkenntnisse im deutschen Schreiben und im Rechnen vermittelt, ist erstmals belegt.

6. Februar: Ein herzogliches Patent gewährt allen, die ihre im Krieg zerstörten oder verlassenen Häuser und Höfe wieder in Besitz nehmen und wieder aufbauen einen Steuererlass.

19./20. August: Mit einem großen Friedensfest wird – nach Abzug der schwedischen Besatzung aus Erfurt – das Ende des Dreißigjährigen Krieges gefeiert.

1653 16. Juli: Erhard Weigel, neuberufener Professor für Mathematik an der Alma mater, hält seine Antrittsvorlesung. Weigel – der bis zu seinem Tode 1699 in Jena lehrt – leistet auch als Astronom, Philosoph und Didaktiker Bedeutendes. Als einer der populärsten akademischen Lehrer Deutschlands hat er entscheidenden Anteil an den in den folgenden Jahren rapide ansteigenden Studentenzahlen in Jena mit teilweise über 1.000 Studenten.
1655 13. Oktober: Die während des Dreißigjährigen Krieges mehrfach schwer beschädigte Saale-Brücke bei Camsdorf ist unter Leitung des Weimarer Landbaumeisters Johann Moritz Richter vollständig wieder aufgebaut. Die Saaleüberquerung war bis dahin nur über Holzprovisorien möglich.
1656 5. Januar: Johann Andreas Bose wird in Jena auf eine Professur berufen, die erstmals ausschließlich für Geschichte ausgewiesen ist.
1657 28. November: Der Papiermacher Joachim Heinrich Schmidt erhält als neuer Besitzer der "Nasenmühle" im Mühltal ein Privileg zum Betreiben einer Papiermühle.
1659 31. Januar: Der Um- und weitere Ausbau des Jenaer Schlosses wird auf Befehl des Weimarer Herzogs Wilhelm IV. in Angriff genommen. Er ist bis 1661 unter der Leitung von Erhard Weigel im Wesentlichen abgeschlossen.
1660 August: Aufgrund der Inhaftierung von drei Studenten wegen Übertretung von Mandaten gegen den Pennalismus kommt es zu Krawallen, die vier Tote fordern. Die Regierung in Weimar legt Militär nach Jena.
1662 17. Mai: Nach dem Tod des Weimarer Herzogs Wilhelm IV. teilen seine vier Söhne die Einkünfte des Landes und bestimmte Hoheitsrechte unter sich auf. Der jüngste Herzog, Bernhard (geb. 1638), bekommt unter anderem Schloss, Stadt und Amt Jena mit Burgau und Lobeda zugesprochen. Bernhard, verheiratet mit der aus einer angesehenen französischen calvinistischen Adelsfamilie stammenden Maria de la Trémouille, bezieht im Dezember das Jenaer Schloss und richtet einen eigenen Hofstaat ein.
1663 10. Juni: Der spätere Universalgelehrte und einer der wichtigsten Vordenker der Aufklärung, Gottfried Wilhelm Leibniz, trägt sich als 15-Jähriger in die Matrikel der Jenaer Universität ein, um hier im folgenden Herbstsemester zu studieren.
1664 Am Jenaer Hof entsteht eine Hofkapelle unter dem von Weimar nach Jena gekommenen Adam Drese als Hofkapellmeister.

1665

 

Johann Bielcke beginnt seine Tätigkeit als Verleger in Jena. Er und sein Sohn Johann Felix Bielcke begründen Jenas Ruhm als zweitwichtigsten deutschen Verlagsort nach Leipzig.
1666 3. Juli: Herzog Bernhard löst gegen den Willen des Stadtrats Gerichtsbarkeit und Geleit (seit 1480 in städtischem Besitz) ein. Die Gerichte werden bereits 1675 wieder zurückgegeben, da die Einnahmen hinter den Erwartungen zurückbleiben.
1668 Eine „Innung der Feuerknechte“, bestehend aus etwa 40 Personen, bildet sich zur Bekämpfung von Bränden.
1669

An der Stelle des 1642 endgültig abgebrochenen Karmeliten-Klosters – das durch den Stadtchronisten Adrian Beier in seinem 1672 erschienenen „Architectus Jenensis“ noch eingehend beschrieben wird – eröffnet das Gasthaus zum "Engel" (auch „Zum goldenen (oder gelben) Engel“).

Bartholomäus Paulßen – Stammvater der später höchst angesehenen Kaufmannsfamilie Paulßen – ist erstmals als Hofmaler in Jena nachzuweisen.

An der Stadt- und Collegienkirche werden Behältnisse zur Lagerung von Feuerspritzen angebracht.

1670

Gegenüber dem Schloss (heute: Fürstengraben) entsteht das über eine Brücke über den Stadtgraben zu erreichende "Ballhaus".

In der Leutragasse wird das neue städtische Brauhaus fertiggestellt.

Die Erhöhung der Zahl der Wasserzuflussröhren in die Stadt und neue Laufbrunnen in der Löbdergasse bzw. Jenergasse verbessern die Trinkwasserversorgung.

Die Bauarbeiten für das "Weigelsche Haus" in der Johannisgasse werden abgeschlossen. Das von Weigel wahrscheinlich als technisches Museum zur Demonstration seiner Erfindungen konzipierte Haus gehört zu den "sieben Wundern" Jenas.

1672 25. Juli: Die Weimarer Herzöge teilen ihr Territorium unter sich auf. Jena wird Haupt- und Residenzstadt eines formal eigenständigen Herzogtums Sachsen-Jena unter Herzog Bernhard. Er richtet in Jena ein Konsistorium als geistliche Oberbehörde für sein Herzogtum ein, ansonsten verbleiben wichtige Hoheitsrechte bei Sachsen-Weimar.
1674

In der Stadtkirche wird der "Fürstenstuhl" für den Herzog und seine Familie eingerichtet.

20. April: Herzog Bernhard erteilt dem Verleger und Buchhändler Johann Ludwig Neuenhahn das Privileg zur Herausgabe der "Jenaischen Wöchentlichen Anzeigen", deren Nachfolgeblätter (zuletzt: "Jenaische Zeitung") bis 1945 erscheinen.

Herbst: Ein kurzer Aufenthalt des atheistischen Religionskritikers Matthias Knutzen in Jena ist nachgewiesen. Nach seinen eigenen Angaben soll die von ihm gegründete Sekte der Gewissener in der Stadt zahlreiche Anhänger gefunden haben.

1675 Juli: Der „Nationalismus“ – studentische landsmannschaftliche Verbindungen - tritt an der Jenaer Universität offen hervor und wird sogleich verboten (herzoglicher Verbotserlass vom 22. Juli).
1678

23. April: Der Archidiakon, Stadtchronist und -geschichtsschreiber Adrian Beier verstirbt (geb. 1600). Aus seiner Feder stammen die noch heute stadt- und universitätsgeschichtlich wichtigen Quellenwerke "Syllabus rectorum et professorum Jenensium", "Geographus Jenensis" und "Architectus Jenensis".

3. Mai: Herzog Bernhard von Sachsen-Jena verstirbt. Sein minderjähriger Sohn und Nachfolger Johann Wilhelm steht abwechselnd unter Vormundschaft der Herzogshäuser von Eisenach bzw. Weimar. Der Hof in Jena wird weitgehend aufgelöst.

1683 Caspar Sagittarius (jr.), Professor für Geschichte, lässt die "Rose" renovieren und "zur Zierde der Universität" den heute (in Kopie) noch vorhandenen steinernen Rosenstock als Gedenkzeichen anbringen.
1686

Der Advokat Matthias Bieler erhält ein herzogliches Privileg als „Gesamtpostmeister“ in Jena.

18. August: Es erfolgt die Grundsteinlegung für eine neue Friedhofskirche, die unter der Leitung des später an allen ernestinischen Höfen als Baumeister tätigen Johann Mützel entsteht.

1688 Erhard Weigel richtet in seinem Haus eine Versuchs- und Übungsschule ("Tugendschule") zur praktischen Erprobung der von ihm entwickelten pädagogischen Grundsätze ein.
1689 Eine Zählung ergibt die Anzahl von insgesamt 1.098 Studenten in der Stadt.
1690

Der aus der Bach-Familie stammende Johann Nikolaus Bach (gest. 1753) wird Organist in Jena. Er tritt auch als Komponist, Orchesterleiter und Instrumentenbauer hervor.

4. November: Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Jena verstirbt 15jährig an Kinderblattern. Mit ihm erlischt das Jenaer Herzoghaus im Mannesstamm.

1691 12. Juli: Die Häuser Sachsen-Eisenach und Sachsen-Weimar teilen die Erbmasse des heimgefallenen Herzogtums Sachsen-Jena. Danach fallen Stadt und Amt Jena an Eisenach.
1693 16. Februar: Die neue Begräbniskirche auf dem Johannisfriedhof wird als Johann-Georgs-Kirche geweiht (später Garnisonskirche bzw. Friedenskirche).
1697 7. Juni: Die neue Kirche beim Jakobsspital in der Nollendorfer Vorstadt wird geweiht (Spittelkirche oder Juliane-Christiane-Kirche; 1908 abgebrochen).