20. Jahrhundert: 1980 - 1989
| 1980 |
Nach jahrelangen gerichtlich geführten Auseinandersetzungen erfolgt eine Einigung im Warenzeichen Streit zwischen SchottJena und Schott-Mainz: Den Namensbestandteil „Schott“ (zusammen mit der Bildmarke) sichert sich das Mainzer Glaswerk, den Namensbestandteil „Jenaer Glas“ der VEB Jenaer Glaswerk. Das Jenaer Glaswerk agiert unter dem neuen Logo des „Flammenzeichens“. Zur „Förderung des Jazz als musikalischer Kunstform“ wird „Jazz im Paradies“ als Studentenclub der Universität gegründet (ab 1990 eingetragener Verein). Konzerte finden bis 1988 in erster Linie im Rahmen der „Jenaer Jazztage“ statt. 14.-19. Juli: Zum 100. Geburtstag Albert Einsteins findet in Jena die „9. International Conference on General Relativity and Gravitation“ statt. An der von Ernst Schmutzer geleiteten Konferenz nehmen rund 850 Wissenschaftler aus 51 Ländern teil. 16. Dezember: In Lobeda-Ost wird Klinik für Innere Medizin als Bestandteil des Universitätsklinikums übergeben. |
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| 1981 |
Baubeginn für die Großwohnsiedlung Winzerla, deren Bau in drei Abschnitten bis 1990 abgeschlossen wird. Bei Fertigstellung wohnen hier ca. 15.000 Menschen. 12. April: Matthias Domaschk, oppositioneller Jugendlicher aus Jena, verstirbt in der Geraer Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit unter bis heute nicht geklärten Umständen. 13. Mai: Der FC Carl Zeiss Jena bestreitet in Düsseldorf das Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen Dynamo Tbilissi und unterliegt mit 1:2. 30. September: Die wenige Meter flussabwärts neben der alten Paradiesbrücke erbaute neue vierspurige Brücke wird dem Verkehr übergeben. 6. Oktober: Das Haus Unterm Markt 12a wird unter der Bezeichnung „Romantikerhauses“ als Literaturmuseum der deutschen Frühromantik als Teil der Städtischen Museen Jena eröffnet. Die falsche Zuschreibung „Romantikerhaus“ beruht auf der Annahme, dass es sich um das Wohnhaus der Ehepaare Schlegel gehandelt habe. |
| 1982 |
12. Januar: Die „Junge Gemeinde“ Jena-Stadtmitte initiiert den „Jena-Appell für Abrüstung“ und eine Unterschriftensammlung. Die Staatssicherheit geht massiv dagegen vor und verhaftet acht Beteiligte. 26. Januar: Die „Gedenkstätte für die Helden des antifaschistischen Widerstandskampfes“ auf dem Nordfriedhof, in deren Mittelpunkt die Erinnerung an den kommunistischen antifaschistischen Widerstandskämpfer Magnus Poser steht, wird eingeweiht. Sie dient bis 1989 als Kulisse für Veranstaltungen von Massenorganisationen und NVA zum ritualisierten Einschwören auf den Antifaschismus. 25. April: Aus Anlass des vor 650 Jahren erstmals erwähnten Jenaer Braurechts wird die Tradition des Jenaer Brauermarkts neu belebt. 11.-19. September: Mit einer Festwoche begeht der Ortsteil Zwätzen die urkundliche Ersterwähnung des Ortes vor 800 Jahren. |
| 1983 |
19. März: Erstmals meldet eine sich „Jenaer Friedensgemeinschaft“ nennende Gruppierung beim Rat der Stadt eine Veranstaltung an. Ihre Mitglieder nutzen in der Folgezeit offizielle Demonstrationen in Jena zur Artikulation eigener Forderungen bzw. zu DDR-kritischen Aktionen, so am 18. März und am 19. Mai. Im Rahmen der Aktionen „Gegenschlag“ werden die meisten Mitglieder der Friedensgemeinschaft – unter ihnen Roland Jahn als führendes Mitglied – bis zum 7. Juni in die BR Deutschland abgeschoben. 18. Juni: Erstmals ist das Bestehen des „Weißen Kreises“, eines Zusammenschlusses von Personen zur öffentlichen Artikulierung des ihres Ausreisebegehrens, nachzuweisen. In der Folge kommt es zu Verhaftungen unter den auf dem „Platz der Kosmonauten“ in weißen T-Shirts Protestierenden, Verurteilungen und später zu Häftlingsfreikäufen durch die BR Deutschland. |
| 1984 |
22.-24. Juni: Jena ist Festspielort im Rahmen der XX. Arbeiterfestspiele der DDR. Festspielstätten sind das neugestaltete Kino Capitol und der Platz der Kosmonauten, auf welchem die Eröffnungsveranstaltung stattfindet. 5.-9. September: (Alt-)Lobeda feiert sein 700jähriges Bestehen als Stadt. |
| 1985 |
Januar: Der Zuschauerraum des Stadttheaters wird abgerissen. Der vorgesehene und projektierte völlige Umbau wird 1987 wegen fehlender Finanzen und Ressourcen eingestellt. Bis 1990 finden in dem Gebäude keine Vorstellungen mehr statt. November: Im Rahmen der Friedensdekade der Evangelischen Kirchen gründet sich unter Albrecht Schröter der „Jenaer Arbeitskreis Judentum“, der sich die Erforschung und Dokumentierung der Geschichte des jüdischen Lebens in Jena zu Aufgabe macht. 1. Dezember: Es erfolgt die feierliche Wiedereröffnung des rekonstruierten und mit moderner Technik nachgerüsteten Planetariums der Carl-Zeiss-Stiftung. |
| 1986 |
Die Interessengemeinschaft „Territoriale Rationalisierung“ zur Optimierung der Zusammenarbeit zwischen den Betrieben, lokalen Einrichtungen und Behörden wird gegründet. Sie soll vor allem Probleme bei der Versorgung mit Wohnraum lösen und einer Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen gegensteuern. 30. September: Am Rähmen wird das erste innerstädtische Wohngebiet in Plattenbauweise übergeben. Es entstehen 343 Wohnungen. 1.-7. Oktober: Mit einer Festwoche begehen die Einwohner der Stadt den 750. Jahrestag der Stadtgründung. Den Höhepunkt bildet am 7. Oktober ein Festumzug, der von ca. 5.500 Mitwirkenden gestaltet wird. Die Initiatoren des Stadtjubiläums folgen dabei der 1936 mehr oder weniger willkürlich vorgenommenen Festlegung der entsprechenden Urkunde auf das Jahr 1236. 20. Dezember: Der zweigleisige Ausbau der Straßenbahnstrecke vom Stadtzentrum nach Winzerla ist abgeschlossen. |
| 1987 |
10. Februar: In der Nachfolge von Walter Windrich wird Hans Span von der Stadtverordnetenversammlung zum neuen Oberbürgermeister gewählt. 28. Februar: Vom 26. bis 28. Februar besucht eine Delegation des Stadtrates der Stadt Erlangen Jena. Im Plenarsaal des Rathauses wird die Vereinbarung zwischen Erlangen und Jena zur Aufnahme einer Städtepartnerschaft durch die Oberbürgermeister Dietmar Hahlweg und Hans Span paraphiert. 8. April: In der Aula der Friedrich-Schiller-Universität beschließt die Jenaer Stadtverordnetenversammlung die Vereinbarung über die Städtepartnerschaft mit Erlangen. Polizisten und Mitarbeiter der MfS-Kreisdienststelle unterbinden den zuvor zwischen Roland Jahn und der Bürgerinitiative "Künstler für Andere" abgesprochenen Plan, an der Sondersitzung teilzunehmen. 7. August: Auf dem Beutenberg erfolgt die Grundsteinlegung für die erste gentechnische Pilotanlage in der DDR. |
| 1988 |
Neubauten im Bereich Saalstraße/Unterlauengasse werden übergeben. Die in Plattenbauweise ausgeführten Wohnhäuser sind in Bauhöhe und Bauweise den innerstädtischen Verhältnissen angepasst. 8. März: Nach erfolgtem Umbau der Alten Göhre zum Stadtmuseum wird dieses mit einer ständigen Stadtgeschichtsausstellung wiedereröffnet. 29. März: Die „Interessengemeinschaft Stadtökologie Jena“ gründet sich im Rahmen der Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR. Sie bildet die Keimzelle einer unabhängigen Ökologie-Bewegung. 4.-10. April: Erstmals besucht eine Erlanger Jugendgruppe Jena, organisiert vom Stadtjugendring Erlangen. 12. September: Mit erheblichem Propagandaaufwand überreicht der Generaldirektor des Kombinates VEB Carl Zeiss Jena, Wolfgang Biermann, in Berlin den ersten in der DDR entwickelte 1-Megabit-Speicher-Schaltkreis an Erich Honecker. 3. November: Nach dem Vorbild der Umweltbibliothek Berlin erfolgt die Gründung des „Leseladens mit Jenaer Umweltbibliothek“. Er macht sich vor allem die Sammlung der im Umfeld der Jungen Gemeinde Stadtmitte vorhandenen Materialien des Ökologie-Kreises sowie von Büchern und Materialien ausgereister Mitstreiter zur Aufgabe. 9. November: Zum 50 Jahrestag der „Reichs-Kristallnacht“ wird auf dem Westbahnhof eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Deportation von jüdischen Bürger sowie von Sinti und Roma in die Vernichtungslager enthüllt. |
| 1989 |
7. Mai: Die nach dem üblichen Prinzip der Einheitslisten durchgeführten Kommunalwahlen werden bei der Stimmenauszählung von einem bisher unbekannten Ausmaß von Öffentlichkeit begleitet. Die dabei offensichtlich gewordenen Wahlfälschungen sind ein Thema der Massendemonstrationen im Herbst des Jahres. 25. September: Mit der Gründung des Neuen Forums entsteht eine erste feste Organisationsform der oppositionellen Bürgerbewegung in Jena. 8. Oktober: Die siebenteilige Fernsehfilm „Die gläserne Fackel“ nach den gleichnamigen Roman von Wolfgang Held läuft im Fernsehfunk der DDR an. Er schildert die Lebenswege einer fiktiven Familie, die über fünf Generationen eng mit der Firma Carl Zeiss verbunden ist. Die Serie entsteht teilweise an Originalschauplätzen in Jena unter Mitwirkung zahlreicher Statisten aus Jena. 8. Oktober: In der Stadtkirche St. Michael wird die erste Jenaer Fürbittandacht (Friedensgebet) abgehalten. 8./19. Oktober: In Jena gründen sich die Sozialdemokratischen Partei (SDP; später SPD) und die Partei "Demokratischer Aufbruch“. Damit entstehen die ersten neuen Parteien in der Umbruchphase der DDR. 25. Oktober: Als Protest gegen die Fälschung der Kommunalwahlen vom 7. Mai finden die ersten größeren öffentlichen Demonstrationen statt. 4. November: An einem Bürgerforum auf dem Platz der Kosmonauten beteiligen sich mehr als 40.000 Bürger. 19. November: Einem Aufruf des Neuen Forums zu einer Protestdemonstration folgen ca. 10.000 Teilnehmer. 1. Dezember: Im Jenaer Rathaus tagt der 1. „Runde Tisch“. Es nehmen 25 Vertreter von Parteien, Bewegungen, Institutionen und Organisationen teil. 4. Dezember: Demonstrierende Bürger besetzen die Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit in Jena Am Anger 13. |