
Kurzchronik
896/899 |
In einem Verzeichnis der dem hessischen Kloster Hersfeld zinspflichtigen Orte erscheint die Ortsbezeichnung „Iani“. Diese lässt sich – wenn auch nicht mit eindeutiger Sicherheit – auf Jena beziehen. |
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1145 |
Die Nennung eines Folmarus de Gene ("Volmar von Jena") als Zeuge in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs stellt eine zweite Erwähnung Jenas dar. |
1182 |
Landgraf Ludwig III. von Thüringen bestätigt den Verkauf eines Waldes in Zwätzen, gelegen an der Saale zwischen Jena und Dornburg. |
um 1236 |
In einer zeitlich nicht genau fixierbaren Urkunde des Hermann von Lobdeburg werden erstmals „cives“ (Bürger) erwähnt. Die Urkunde gilt daher als Erstnennung Jenas als Stadt. |
1275 |
Die urkundliche Nennung von acht „consules“ (Ratsmannen) ist der erste greifbare Hinweis auf einen städtischen Rat. |
um 1380 |
Baubeginn am Neubau der Stadtkirche St.Michael. Auf einem romanischen Vorgängerbau entsteht über einen längeren Zeitraum (bis Mitte 16. Jahrhundert) eine der größten gotischen thüringischen Stadtkirchen. Etwa zur gleichen Zeit beginnt der Bau des Rathauses, der bis zum Ende des 14. Jahrhunderts fertig gestellt wird. |
1429 |
Die Landesherren verkaufen der Stadt die Ober- und Niedergerichte und den Zoll zu Jena. |
1471 |
Als Nebenresidenz der wettinischen Stadtherren entsteht das Jenaer Stadtschloss. |
1523/25 |
Jena wird zu einem Zentrum der Reformation. Bei Michel Buchführer in Jena werden reformatorische Schriften gedruckt. Luther disputiert mit Karlstadt in Jena. Im April/Mai 1525 kommt es zu Bauernunruhen. Die beiden Mönchsklöster der Dominikaner und Karmeliten werden geplündert. |
1548 / 1558 |
In Jena wird im Gebäudekomplex des ehemaligen Dominikanerklosters ein „Akademisches Gymnasium“ als Vorstufe einer neuen Universität gegründet. Am 2. Februar 1558 findet die Eröffnung der Universität statt. |
1570 |
Es ergeht ein landesherrliches Privileg für das Universitätsschankhaus "Zur Rosen" zum steuerfreien Ausschank von Wein und Bier an Universitätsangehörige. |
1637 |
Jena erlebt während des 30-jährigen Krieges große Verwüstungen: die Stadt wird geplündert und die Camsdorfer Brücke schwer beschädigt. Nach Beendigung des Krieges wird 1650 ein großes Friedensfest gefeiert. |
1672 - 1690 |
Nach einer Landesteilung entsteht unter Herzog Bernhard das selbstständige Herzogtum Sachsen-Jena. Jena wird Residenz- und Landeshauptstadt. |
1674 |
Die erste Nummer der „Jenaischen Wöchentlichen Anzeigen“ des Verlegers Johann Ludwig Neuenhahn erscheint. Jena nimmt im 17. und 18. Jahrhundert unter den Standorten des deutschen Buchdrucks nach Leipzig den zweiten Platz ein. |
1717 |
Mit 778 neu eingeschriebenen Studenten gehört Jena zu den am stärksten besuchten Universitäten im protestantischen Deutschland. |
1744 |
Joachim Georg Darjes wird zum Professor der Moral und Politik berufen und hält auch kameralistische Vorlesungen. |
1784 |
In Zusammenarbeit mit dem Anatom Johann Justus Loder entdeckt Johann Wolfgang von Goethe den Zwischenkieferknochen beim Menschen. |
1789 |
Friedrich Schiller hält seine Antrittsvorlesung als außerordentlicher Professor für Geschichte. |
um 1800 |
Jena und seine Universität bilden ein geistiges und kulturelles Zentrum: Goethe, Schiller, Fichte, Hegel, Feuerbach, Schelling, Hufeland und der Kreis der Frühromantiker mit Tieck, den Gebrüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel, Caroline Schlegel und Dorothea Veit wirken hier. |
1806 |
In der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt fügen die Franzosen der preußischen Armee und deren Verbündeten am 14. Oktober eine vernichtende Niederlage zu. Jena hat unmittelbar vor und nach der Schlacht unter den französischen Einquartierungen schwer zu leiden. |
1815 |
Im Gasthaus „Zur grünen Tanne“ wird die Jenaische Burschenschaft („Urburschenschaft“) gegründet. 1817 wird auf Initiative Jenaer Burschenschafter und unter Beteiligung der Jenaer Professoren Oken, Kieser und Fries das „Wartburgfest“ gefeiert. |
1846 |
Carl Zeiss aus Weimar eröffnet in Jena ein „Mechanisches Atelier“, das Geräte, insbesondere Mikroskope, für naturwissenschaftliche und medizinische Forschungen der Universität konstruiert und repariert. |
1866 |
Der Mathematiker und Physiker Ernst Abbe wird wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Carl Zeiss und legt die wissenschaftlichen Grundlagen für den Mikroskopbau. |
1874 / 1876 |
Jena erhält mit der Saalbahn und der Weimar-Geraer Bahn Anschluss an das Eisenbahnnetz. |
1884 |
Der Glastechniker Otto Schott gründet zusammen mit Carl Zeiss und Ernst Abbe das „Glastechnische Laboratorium Schott & Genossen“. |
1889 |
Nach dem Tode von Carl Zeiss wird der bisherige Privatbetrieb durch Ernst Abbe in einen Stiftungsbetrieb umgewandelt. Das Ergänzungsstatut der „Carl Zeiss-Stiftung“ (1900) erweitert die jährliche finanzielle Dotierung der Universität in großzügiger Weise. |
1903 |
Unter dem Vorsitz des Juristen Eduard Rosenthal gründet sich der Jenaer Kunstverein. |
1908 |
Aus Anlass des 350jährigen Gründungsjubiläums der Universität wird das neue Universitätshauptgebäude (Architekt Theodor Fischer) übergeben. |
1911 |
Das Ernst Abbe-Denkmals von Henry van de Velde mit Werken Max Klingers und Constantin Meuniers wird eingeweiht. |
1914 |
Nach Ausbruch des I. Weltkrieges übertönt die Welle der Kriegsbegeisterung zuvor vorhandene Proteste und Zweifel. Vor allem Gymnasiasten und Studenten melden sich freiwillig zum Kriegseinsatz. |
1918 |
Mit Friedensschluss sind in Jena 1.459 Tote zu beklagen, die im Weltkrieg ihr Leben verloren. Im November bildet sich ein revolutionärer Arbeiter-und-Soldatenrat. |
1919 |
Unter dem in Jena gegründeten Dachverein „Volkshochschule Thüringen“ entsteht die Volkshochschule Jena. |
1922 |
Nachdem vor dem I. Weltkrieg bereits Wenigenjena, Lichtenhain und Ziegenhain eingemeindet worden waren, kommen nunmehr die Orte Ammerbach, Löbstedt, Zwätzen, Winzerla und Burgau zur Stadt Jena. |
1933 |
Dem am neugewählten Gemeinderat gehören 13 Mitglieder der NSDAP als stärkste Fraktion an. Oberbürgermeister Dr. Alexander Elsner wird abgesetzt. An seine Stille tritt Armin Schmidt (NSDAP). Aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ kommt es zur Entlassung bzw. Beurlaubung von jüdischen Hochschullehrern an der Universität. |
1934 |
Anlässlich des 175. Geburtstages Friedrich Schillers erhält die Universität seinen Namen. |
1936 |
Auf der Grundlage einer nicht genau datierbaren Urkunde begeht die Stadt mit einer Festwoche das 700jährige Jubiläum der Stadt-Erhebung. |
1938 |
Nach dem Novemberpogrom werden die noch bestehenden jüdischen Geschäfte geschlossen. |
1942 |
In einem ersten Transport werden 342 Juden aus Mitteldeutschland, darunter 9 Personen aus Jena, in das Ghetto Bełżyce (Distrikt Lublin) deportiert. Insgesamt wurden mehr als 100 mit Jena verbundene jüdische Menschen Opfer der NS-Gewaltherrschaft. |
1945 |
Im Februar/März erfolgen schwere Bombenangriffe auf die Stadt, bei denen über 700 Menschen den Tod finden. 15% der Gebäudesubstanz der Stadt werden zerstört. Am 13. April besetzen amerikanische Truppen die Stadt. Seit Anfang Juli übernehmen sowjetische Militärbehörden Besatzungsrechte. Im Oktober 1945 nimmt die Universität ihren Lehrbetrieb wieder auf. |
1946 |
Auf Befehl der Besatzungsmacht beginnt die fast vollständige Demontage der Firmen Zeiss und Schott. |
1949 |
Die Enttrümmerung des Stadtzentrums ist weitgehend abgeschlossen. |
1953 |
Am 17. Juni kommt es in Jena zu massiven Protesten gegen Maßnahmen der DDR-Regierung. Etwa 20.000 Einwohner sind an den Demonstrationen beteiligt. Der Ausnahmezustand wird verhängt und etwa 500 Personen verhaftet. |
1955 |
Die im Krieg stark zerstörte Stadtkirche St. Michael wird nach Restaurierungsarbeiten wieder eingeweiht. |
1964 |
Nach Abschluss der Projektierungsarbeiten und dem Beginn erster Erschließungsarbeiten wird der erste Spatenstich zum Bau der Großwohnsiedlung Lobeda-West vollzogen. Bis 1975 entstehen rund 5600 Wohnungseinheiten in Plattenbauweise. |
1969 |
Im Rahmen der Umgestaltung des Jenaer Stadtzentrums erfolgt der Baubeginn des Universitätshochhauses (geplant als Zeiss- Forschungshochhaus). Größere Teile der historischen Innenstadt zwischen Eichplatz und Kollegiengasse werden dafür abgerissen. |
1970 | Der erste Block im Neubaugebiet Jena-Winzerla wird errichtet. |
1971 |
Baubeginn für das Neubaugebiet Lobeda-Ost. Bis 1983 entstehen hier über 8500 Wohnungen. |
1975 |
Jena zählt 100.000 Einwohner und erhält damit den Großstadt-Status. |
1980 |
Baubeginn im Neubaugebiet Jena-Winzerla. Bis Ende des Jahrzehnts entstehen hier ca. 5500 Wohnungen. |
1982 |
Jena wird Ausgangspunkt einer Friedensbewegung, die sich unter der Losung „Schwerter zu Pflugscharen“ für eine Ächtung von Waffen in Ost und West einsetzt. |
1989/90 |
Ende September/Anfang Oktober gründen sich oppositionelle Parteien und Bewegungen. Fürbittgottesdienste und Demonstrationen finden seit Oktober statt. Am 4. November beteiligen sich ca. 40.000 Jenaer an der größten Kundgebung. Am 1. Dezember tagt der erste „Runde Tisch“. Bei der ersten freien Kommunalwahl im Mai 1990 wird die CDU stärkste Fraktion im Stadtrat. |
1991/92 | Mit dem wirtschaftlichen Umbruch entfallen zahlreiche Arbeitsplätze, über 16.000 Beschäftigte der Zeiss-Werke werden entlassen. Aus dem Jenaer Stammbetrieb werden die Jenoptik GmbH und Carl Zeiss Jena GmbH gebildet. |
1994 |
Durch Gebietsreform wächst die Flächen- und Einwohnerzahl der Stadt Jena erheblich. Zu Jena gehören fortan u.a. Cospeda, Closewitz, Drackendorf, Isserstedt, Jenaprießnitz, Krippendorf, Kunitz, Laasan, Maua, Münchenroda und Vierzehnheiligen. |
1996 |
Auf dem Areal des ehemaligen Zeiss-Hauptwerkes entstehen die Einkaufspassage „Goethe Galerie“ und der neue Campus der Friedrich- Schiller-Universität. |
1999 |
Grundsteinlegung für das Klinikum 2000 in Lobeda-Ost, das 2004 offiziell eingeweiht wird. |
2000 |
Die originalgetreu rekonstruierte Renaissancehaube (1945 zerstört) wird auf den Turm der Stadtkirche St.Michael aufgesetzt. |
2001 |
In Jena studieren mit Semesterbeginn rund 20.000 Studenten, davon rund 3.000 an der Fachhochschule. |
2002 |
Das Freizeitbad GalaxSea in Jena-Winzerla wird eröffnet. |
2008 | Die Universität feiert ihr 450. Jubiläum. Höhepunkt ist der Akademische Festumzug anlässlich der Jahrestagung der Coimbra Group. Jena trägt den Titel "Stadt der Wissenschaft 2008". |
2014 | In einer Bürgervollbefragung stimmt eine Mehrheit der Jenaer gegen das geplante Eichplatzkonzept. Der 2013 gefasste Beschluss "Grundstücksverkauf mit Bauverpflichtung Eichplatz" wird vom Stadtrat wieder aufgehoben. |