Marie Straubel (1865 - 1944)
Die am 30.06.1865 geborene Marie Straubel, geb. Kern, entstammte einer jüdischen Industriellenfamilie aus Gleiwitz. 1894 heiratete sie den Physiker Rudolf Straubel, Sohn eines Pfarrers, mit dem sie vier Söhne hatte. Prof. Straubel (1864-1943) gehörte als Wissenschaftler und Geschäftsleiter der Firma Carl Zeiss zu den herausragenden Persönlichkeiten der Jenaer Stadt- und Unternehmensgeschichte. Marie Straubel engagierte sich in der Frauenbewegung, übernahm soziale Aufgaben und zählte zu den Gründungsmitgliedern des Jenaer Kunstvereins. Im Haus des Ehepaares in der Botzstraße traf sich die wissenschaftliche und kulturelle Elite Jenas.
Seit 1933 belasteten Schikanen der Nationalsozialisten gegen Juden und deren Angehörige die Familie immer mehr: Rudolf Straubel musste, da er es ablehnte, sich von seiner jüdischen Frau zu trennen, aus der Geschäftsleitung des Zeiss-Unternehmens austreten. 1938 wurde sein Name aus dem Vorlesungsverzeichnis der Universität gestrichen. Die Söhne erfuhren zunehmend Nachteile und Zurücksetzungen in der beruflichen Entwicklung. Marie Straubel wurde nach der Reichspogromnacht am 10.11.1938 kurzzeitig inhaftiert. Es folgten Konfiskationen von familiärem Eigentum.
Im Dezember 1943 verstarb Rudolf Straubel. Im April 1944 erhielt Marie Straubel den Deportationsbefehl, am 20.04. nahm sie sich das Leben.
Der Stolperstein für Marie Straubel wurde am 02.06.2010 in der Botzstraße 10 gesetzt (Initiative des Jenaer Arbeitskreises Judentum).
Hier wohnte Marie Straubel, geb. Kern, Jg. 1864, vor Deportation Flucht in den Tod 20.4.1944.