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18. Jahrhundert

1701 Im Bambergischen Vorwerk am westlichen Ende der Mittel-(später Bach-)gasse eröffnet ein städtisches Waisenhaus.
1702 Der Weigel-Schüler Johann Philipp Treiber bringt einen ersten Notenstich (Kupferstich) heraus. Das bisherige Notendruckverfahren mit beweglichen Lettern, das die Blütezeit des Jenaer Notendrucks im 17. Jahrhundert geprägt hatte, verliert damit seine Bedeutung.
1705 Johann Franz Budde(us) wird als Professor für Theologie an die Jenaer Universität berufen. Der zwischen lutherischer Orthodoxie und der Reformbewegung des Pietismus sowie zwischen Theologie und Philosophie vermittelnde Budde wird ein wichtiger Wegbereiter der Aufklärung in Jena.
1713 Mit der Fertigung seines Meisterstücks legt Johann Christian Hering den Grundstein für das fast dreihundertjährige Wirken der Zinngießerdynastie Hering in Jena.
1714

Der Eisenacher Herzog geht mit Verboten gegen pietistische Aktivitäten in Jena vor, unter anderem gegen die Einrichtung von Schulen zur kostenlosen Unterrichtung armer Kinder im pietistischen Sinne.

7. September: Eine neue herzogliche Brauordnung für Jena tritt in Kraft. Sie führt zu einer beträchtlichen Erhöhung der Zahl der Brauberechtigten und zu einer Teilung der Braukommune. Dabei nutzt ein Teil derselben das dem Amt unterstehende Nollendorfer Brauhaus („Neuwerk“), der andere das alte städtische Brauhaus in der Leutragasse.

1717 Mit 778 erreicht die Zahl der neu eingeschriebenen Studenten an der Jenaer Universität einen Rekord. Jena gehört seit dem Ende des 17. Jahrhunderts bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu den unter den protestantischen deutschen Universitäten mit den höchsten Studentenzahlen (zwischen 1.500 und 1.800).
1719 Die Zahl der Einwohner Jenas (ohne Studenten) liegt bei etwa 4.300. Damit ist die Einwohnerzahl nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wieder deutlich angestiegen (um etwa 800), liegt aber noch unter der von der Mitte des 16. Jahrhunderts (etwa 4.500 Einwohner).
1723 15. März: Johann Christian Günther, einer der bedeutendsten deutschen Lyriker, verstirbt völlig verarmt in Jena.
1728

22. Juli-19. August: Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, Haupt der Herrnhuter Pietisten, weilt (nach einem ersten Besuch im Nov. 1727) erneut in Jena. Seine im Danzschen Gartenhaus (Wagnergasse) abgehaltenen täglichen Hausandachten und Singstunden erfreuen sich regen Zulaufs von Studenten und Bürgern.

31. Juli: "Die der teutschen Sprache beflissene Gesellschaft zu Jena" (1730 als "Teutsche Gesellschaft" durch die Universität bestätigt) wird gegründet, um den Gebrauch der deutschen Sprache in freier Rede und Dichtkunst zu fördern.

ca.1730 In der Saalstraße (heutige Nr. 5) entsteht ein Bürgerhaus mit (erhaltener) spätbarocker Fassade (Trebitz´sche Haus, nach seinem Besitzer vom Ende des 19. Jahrhunderts).
1731

Auf der Rasenmühleninsel gelegene Schankstätten sind belegt.

Im Burgkeller wird der Ausschank von Kaffee und Tee sowie das Aufstellen von Billardtischen erlaubt.

1732/33 Rund 1.900 "Salzburger Exulanten" durchqueren auf dem Weg nach Ostpreußen in insgesamt sechs Zügen Jena. Die Glaubensflüchtlinge werden ein bis zwei Tage in der Stadt untergebracht und verköstigt. Zu ihren Gunsten finden Kollekten statt.
1733 30. April: Eine neue herzogliche Schießordnung für die Jenaer Schützengesellschaft gestattet ein jährliches Vogelschießen.
1734

4. Juni: Die "Societas Latina Jenensis" (Lateinische Gesellschaft Jena), deren Mitglieder die lateinische Sprache in Wort und Schrift pflegen, wird gegründet.

13. Dezember: Bei einer Überprüfung der Brunnen werden insgesamt 30 Brunnen gezählt, von denen 7 auf Straßen oder Plätzen öffentlich zugänglich sind.

1735 Der Eisenacher Herzog schreibt alle Konzessionen, Privilegien usw. gegen hohe Gebühren neu aus. Die höchsten Summen in Jena sind von den mitgliederstarken Innungen der Buchhändler, Fleischer, Bäcker, Peruquiers sowie der neuen Kramerinnung aufzubringen.
1739 Sommer: Mit dem Philosophen Anton Wilhelm Amo kündigt erstmals ein schwarzafrikanischer Gelehrter Lehrveranstaltungen an der Jenaer Universität an.
1741 26. Juli: Nach dem kinderlosen Tod des letzten Eisenach Herzogs fällt Jena wieder an Sachsen-Weimar.
1742 In Jena sind 45 Strumpfwirkermeister registriert. In der Kleinstadt Lobeda sind es zu gleichen Zeit über 100, im Dorf Isserstedt bei Jena 40. Bei der Strumpfwirkerei handelt es sich um einen staatlich geförderten, außerhalb des traditionellen Innungswesens stehenden, auf den Export ausgerichteten wichtigen Wirtschaftszweig im Herzogtum Sachsen-Weimar.
1743 4. August: Die Johann-Georgs-Kirche, die per herzoglichem Beschluss der Garnisons-Gemeinde der Stadt als Garnisonskirche übergeben wurde, wird als solche geweiht.
1744 Joachim Georg Darjes wird zum Professor der Moral und Politik berufen und hält auch kameralistische (wirtschaftswissenschaftliche) Vorlesungen. Der populäre Hochschullehrer zieht zahlreiche Studenten nach Jena. 1763 geht er nach Frankfurt/Oder.
1745

Februar: Die 1744 gegründete erste Freimaurerloge in Jena "Zu den drei Rosen" (später "Zu den drei goldenen Rosen") sucht um die landesherrliche Genehmigung nach. Sie wird ab 1746 von Joachim Georg Darjes als "Meister vom Stuhl" geleitet. Die Rolle Jenas als ein Zentrum der Freimaurerei endet in den 1750er Jahren, auch im Zusammenhang mit zwei Hochstaplerskandalen.

27. April: Die Familie von Ziegesar gelangt durch Heirat in den Besitz des Rittergutes Drackendorf. Angehörige der Familie von Ziegesar (auf Drackendorf) haben in der Folge Spitzenpositionen im Weimarischen und Gothaischen Staatsdienst inne.

1751 In den neun in Jena registrierten Druckereien sind neben den Besitzern und ihren Familienangehörigen insgesamt siebzehn Gesellen tätig.
1752 17. Oktober: Die Peruquierinnung wird vom Landesherrn bestätigt, die Zahl der Innungsmitglieder wird auf sechzehn beschränkt.
1753 Der Kameralist Johann August Schlettwein gründet mit der "Gesellschaft nützlicher Wissenschaften" eine auf die praktische Nutzanwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse zielende studentische Studiengemeinschaft.
1755 Beim Rathausumbau wird auf der Marktseite zwischen den beiden Satteldächern der Rathausturm errichtet. Die Rathausuhr mit der Figur des "Schnapphans" erhält unter dem Turmdach ihren heutigen Standort.
1759 April: Matthias Claudius, Dichter des bekannten "Abendliedes", nimmt an der Salana ein Theologiestudium auf (bis 1762).
1762

18. Januar: Im Gebäude des späteren Gasthauses "Grüne Tanne" in Wenigenjena wird die von Joachim Georg Darjes gegründete "Rosenschule", eine der ersten deutschen "Industrieschulen", eröffnet. Nach Darjes‘ Weggang aus Jena und der Auflösung der Freimaurerloge „Zu den drei Rosen“, die das Projekt finanziert, muss die Schule 1764 schließen.

2./3. Dezember: König Friedrich II. von Preußen übernachtet incognito in Jena.

1763 1. Mai: Das Ende des Siebenjährigen Krieges, dessen Auswirkungen auch Jena in starkem Maße betroffen hatten, wird mit einem Friedensfest gefeiert.
1767 Der Marktbrunnen wird mit Steinen eingefasst und auf Kosten der Kaufmannschaft mit einem Löwen verziert. (heutiger Standort des Löwenbrunnens: "Am Breiten Stein")
1770

Christoph Gottlieb Pflug, Hofkupferschmied ab 1780 und Erfinder übernimmt die Leitung des Familienbetriebes mit Werkstatt in der Wagnergasse, Pflug entwickelt zahlreiche Gebrauchsgegenstände, so den bekannten Ballonofen in Urnenform für Friedrich Schillers Gartenhaus.

13. Januar: Ein erstes Konzert begründet die Tradition der Akademischen Konzerte.

1775 Juni: Die Berufung von Johann Jakob Griesbach zum Professor der Theologie leitet die Wendung der Jenaer Theologie zur Aufklärung ein.
1779

Der Erwerb des Naturalienkabinetts des Professors Johann Ernst Immanuel Walch durch Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach führt zur Gründung der Mineralogischen Sammlung.

November: Die Errichtung einer der ersten Entbindungsanstalten in Deutschland, des Accouchierhaus in der Jenergasse, wird unter der Leitung des Medizin-Professors Justus Christian Loder vollzogen. Loder, als Anatom und Chirurg die herausragende Gestalt der Jenaer Medizinischen Fakultät, verlässt 1803 Jena.

1780 Johann Jakob Heinrich Paulßen, Angehöriger einer angesehenen Jenaer Kaufmanns- und Handelsdynastie, lässt auf seine Kosten Promenaden im „Paradies“ anlegen. Der Name „Paradies“ für das Gebiet vor der Stadt links der Saale ist seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts geläufig.
1781 Der als Chirurg und Geburtshelfer verdiente Mediziner Johann Christian Stark d. Ältere (auch Stark I; ab 1779 außerordentlicher Professor), später Leibarzt der herzoglichen Familie und Goethes, gründet ein Krankeninstitut (Poliklinik), das 1789 als "Herzoglich Klinisches Institut" eine öffentliche Einrichtung wird.
1784

Der Student Christian Friedrich Mylius gründet eine Lesebibliothek, Zahlreiche weitere in den folgenden Jahrzehnten entstehende Lese- und Leihbibliotheken bilden eine wesentliche Grundlage für die Verbreitung von Bildung und Geselligkeit in der Stadt.

Der Theologe Johann Jakob Griesbach erwirbt das nördlich der Stadt gelegene Gelände und lässt sich hier eine Villa als Sommerhaus errichten. Neben Goethe und Schiller verkehren hier zahlreiche Persönlichkeiten der Universität und des öffentlichen Lebens der Stadt.

27. März: Johann Wolfgang Goethe kann in Zusammenarbeit mit dem Anatomen Loder durch vergleichende anatomische Studien in den Herzoglichen Sammlungen des Jenaer Stadtschlosses den Zwischenkieferknochen beim Menschen nachweisen.

1785

3. Januar: Die erste Nummer der von dem Weimarer Verleger Friedrich Justin Bertuch und dem Professor der Poesie und Beredsamkeit Christian Gottfried Schütz gegründeten Allgemeine Literatur-Zeitung erscheint. Das täglich (außer sonntags) erscheinende Blatt entwickelt sich rasch zum führenden philosophisch-literarischen Rezensionsorgan in Deutschland und trägt vor allem zur Verbreitung der Philosophie Kants bei.

28. Oktober: Durch ein herzogliches Reskript werden erstmals Personen, die sich nicht zur Augsburger Konfession bekennen (unter anderem Juden), zum Studium und zur Promotion an der Jenaer Universität zugelassen.

1786 Die bisherige gemeinschaftliche Erziehung und Versorgung der Waisen im städtischen Waisenhaus wird aufgehoben und durch eine individuelle Unterbringung bei Privatleuten ersetzt.
1787

Herbst: Mit der Berufung des Philosophen Karl Leonhard Reinhold (ab 1791 ordentlicher Professor) entwickelt sich die Jenaer Universität zu einem Zentrum der Kant´schen Philosophie in Deutschland.

Herbst: Eine von der herzoglichen Regierung unter der Leitung des Theologieprofessors Griesbach eingesetzte Kommission bemüht sich um die Neuordnung des darniederliegenden städtischen Finanzwesens.

3. November: Mit einem Akademischen Konzert wird ein erster Rosensaal als repräsentativer zweigeschossiger Saalbau auf dem Gelände des Rosengrundstücks an der Stadtmauer eingeweiht.

1789

26. Mai: Der zum Professor der Philosophie nach Jena berufene Friedrich Schiller hält seine Antrittsvorlesung "Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?"

Juni: Der rationalistische Theologe Heinrich Eberhard Gottlob Paulus übernimmt das Ordinariat für "Morgenländische Sprachen" (ab 1793 eine Professur für Theologie). Er geht 1803 nach Würzburg.

1790 22. Februar: Schiller heiratet in der Kirche von Wenigenjena ("Schiller-Kirche") Charlotte von Lengefeld.
1793

14. Juli: Der Botaniker August Johann Georg Karl Batsch gründet die "Naturforschende Gesellschaft zu Jena".

April: Der als akademischer Lehrer, praktischer Mediziner und Publizist äußerst erfolgreiche Christoph Wilhelm Hufeland erhält eine Professur an der Medizinischen Fakultät, die er bis 1801 inne hat.

1794

Februar: Wilhelm von Humboldt und seine Frau Caroline, geb. von Dacheröden, verlegen ihren Wohnsitz nach Jena (bis 1797). Zwischen dem Ehepaar und Schiller entwickelt sich eine enge Freundschaft.

11. Februar: Goethe legt dem Weimarer Herzog Pläne für die Neugestaltung des Botanischen Gartens in Jena vor. Dieser entsteht unter dem Direktorat von August Johann Georg Karl Batsch in den folgenden Jahren nach neuesten botanischen Erkenntnissen am neuen Standort im Fürstengarten (heute: Fürstengraben).

23. Mai: Johann Gottlieb Fichte beginnt seine Lehrtätigkeit in Jena, wo er die Nachfolge Reinholds auf den Lehrstuhl für Philosophie antritt.

1. Juni: Ein sich „Literarische Gesellschaft der freien Männer“ nennender Zusammenschluss von Studenten konstituiert sich. Dabei findet der Begriff der „Literarischen Gesellschaft“ um 1800 für derartige Zusammenschlüsse mehrfach Verwendung.

20. Juli: Das Zusammentreffen Goethes und Schillers während einer Sitzung der „Naturforschenden Gesellschaft“ in Jena markiert den Beginn ihres legendären Freundschafts- und Arbeitsbundes.

November: Der Dichter Friedrich Hölderlin kommt nach Jena, wo er bis Frühsommer 1795 lebt.

1795 Oberhalb der Rasenmühleninsel wird nach 1789 erneut zur Begradigung des Saalelaufs eine Flussschlinge durchstochen.
1796

Der Mineraloge Johann Georg Lenz (seit 1794 Professor) gründet mit der "Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena" die weltweit erste geowissenschaftliche Gesellschaft.

Mai/August: Mit der Übersiedlung der Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel und ihrer Ehefrauen Caroline und Dorothea nach Jena formiert sich der Kreis der Jenaer Frühromantiker (Novalis, Ludwig Tieck, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Clemens Brentano, Johann Wilhelm Ritter, Henrik Steffens). Er löst sich ab Frühjahr 1800 auf.

1797

März-Mai: Alexander von Humboldt nutzt seinen Aufenthalt in Jena zu Besuchen in Anatomievorlesungen und Präparierkursen Loders. Er experimentiert zusammen mit Goethe und vertieft die Kontakte zu Schiller.

2. Mai: Schiller bezieht mit seiner Familie ein an der Leutra vor den Toren der Stadt gelegenes Gartengrundstück ("Schillers Gartenhaus").

1798

Jahresbeginn: Der Verleger und Buchhändler Friedrich Frommann lässt sich in Jena nieder, wo er zusammen mit seinem Schwager Carl Wesselhoeft auch eine Druckerei betreibt. Das Frommann´sche Anwesen am Fürstengraben entwickelt sich zu einem Zentrum intellektueller Geselligkeit der Stadt.

Oktober: Der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph Schelling erhält dreiundzwanzigjährig auf Empfehlung Goethes eine außerordentliche Professur in Jena. Er verlässt die Stadt 1803 endgültig.

1798/99 Sommer 1798: Veröffentlichungen von Friedrich Karl Forberg und von Johann Gottlieb Fichte lösen den "Atheismusstreit" aus, der als eine der aufsehenerregendsten philosophisch-politischen Auseinandersetzungen des 18. Jahrhunderts die Jenaer Universität erschüttert. Am Ende der um das Problem der Vermittlung von Glauben und Vernunft kreisenden Debatte verlässt der des Atheismus verdächtige Fichte im März 1799 Jena. Ihm folgen in der sich anschließenden Universitätskrise weitere namhafte Gelehrte der Salana.